Brunnen gehn 27.12.2022
Das Brunnen gehn vom 27.12.2022 wurde leider noch während der Heizphase abgesagt. Zuerst möchten wir uns bei den vielen Menschen bedanken, welche vorbeikamen und sich für die Idee begeisterten und interessierten: Es tut uns Leid, dass wir den Abend nicht mit einem Bad erwärmen konnten. Vielen Dank trotzdem für den grossen Zuspruch aller Passant*innen und der Quartierbevölkerung.
Während des Tages kamen ab früh Morgens bis in den Nachmittag rege Menschen an uns vorbei. Es freuten sich schlussendlich ältere Menschen genauso wie Kinder auf das warme Bad und den überraschend erfrischenden Treffpunkt. Unser Pumpvelo wurde so auch immer wieder mit interessierten Kindern und Spaziergänger*innen betrieben. Wir rechneten durchaus mit kritischen Stimmen. Das wir jedoch bis auf eine einzelne ablehnende Reaktion, durchs Band für gute Stimmung sorgten, überraschte selbst uns. Es zeigt jedoch, das Projekt kommt gut an bei der Quartierbevölkerung.
Ein wenig Frust bleibt, nach den vielen positiven Begegnungen trotzdem. Wir möchten eigentlich nur einen Brunnen heizen und damit ein Angebot für freudvolle Begegnungen und Austausch und einen sozialen Treffpunkt schaffen. Das wir da aber einigen in der Stadtverwaltung derart quer im Magen liegen und ein Politikum schaffen, war nicht im geringsten unsere Intuition. Bis zum obersten politischen Amt in Winterthur wurde unser Brunnen heizen in kürzester Zeit diskutiert.
Ganz kurz ein chronologischer Abriss des Tages aus unserer Sichtweise: Früh morgens haben wir mit den Vorbereitungen begonnen um dann um 9 Uhr mit dem Feuern zu beginnen. Bis etwa 14:00 Uhr können wir nun eigentlich überspringen. Hier passierten die vielen tollen Begegnungen wie oben beschrieben. Aber nun entwickelten Sich die Dinge so rasant, dass wir selber nicht ganz begreifen wie uns geschieht. Ein Arbeiter des Stadtwerks inspizierte unsere Konstruktion. Er sah rein technisch keine Risiken. Etwas später kam dann die Polizei vorbei. Mit dem war zu rechnen. Der Austausch war konstruktiv und wir mussten uns um eine Spontanbewilligung kümmern. Die Polizei verhielt sich entgegenkommend und unterstützend. Auf dem Polizeiposten hiess es dann, ja es ist okay, macht den Tag zu Ende. Auf dem Weg zurück zum Brunnen kippte dann die Stimmung. Dort angekommen rief uns die Polizei wieder an und meinte, wir müssen nun doch abbrechen. Sie erhielten eben einen Anruf von zwei Stadträten (Fritschi und Künzle), welche unbedingt empfahlen das Projekt sofort abzubrechen. Es habe Energietechnisch nicht das Signal der Stadt Winterthur, welches man auf die Bevölkerung haben möchte...
Ein Herr Buchs aus dem Stadtwerk ist offenbar der Meinung, diese von uns aufgewendete Energie stehe in keinem gerechtfertigtem Verhältnis zur sozialen Wirkung, die wir damit erzielen und hat dementsprechend seine Kontakte eingesetzt um unser Projekt so schnell wie möglich zu verhindern.
Unverhofft haben wir mit der Aktion «Brunnen gehen» ein exemplarisches Beispiel für die Energiepolitik geschaffen. Das Beheizen eines Brunnens mit Holz und einer mit Muskelkraft betriebener Umwälzpumpe wird vom Stadtwerk Winterthur gestoppt, währenddem sich dasselbe Stadtwerk gleichzeitig eine goldene Nase an den auf Stadtgebiete stehenden Rechenzentren verdient. Um eine Kehrtwende in der Energiekriese zu erreichen, ist es elementar, dass jede und jeder nachhaltige Energiestrategien von Imageaufbesserungen und Greenwashing zu unterscheiden lernt. Wir bedauern sehr, dass das Stadtwerk unserer Stadt sich auf die Imageaufbesserung konzentriert.